Histaminintoleranz
Nahrungsmittelunverträglichkeiten werden häufiger subjektiv vermutet als sie objektiv nachweisbar sind. Ein entsprechender Verdacht lässt sich nicht immer durch verlässliche Laborparameter bestätigen. Das führt dazu, dass Menschen mit einer vermuteten Nahrungsmittelunverträglichkeit oft über Jahre hinweg zum Teil umfangreiche Eliminationsdiäten einhalten und ihre Ernährung unnötig einschränken, wie im Falle der häufig vermuteten Histaminunverträglichkeit.
Bei der Histaminunverträglichkeit haben sich Laborparameter wie die Bestimmung der Diaminoxidase (DAO) im Serum als nicht aussagekräftig erwiesen. Aufgrund der fehlenden Reproduzierbarkeit von Symptomen gibt es berechtigte Zweifel an der Existenz einer Unverträglichkeit gegenüber oral aufgenommenem Histamin.
Um Betroffenen mit einer entsprechenden Verdachtsdiagnose zu helfen und sie dabei zu unterstützen, von pauschalen und damit häufig unnötigen Verboten zu effektiven individuellen Therapiestrategien zu kommen, steht im Mittelpunkt eine dreistufige Ernährungsumstellung. Diese soll nicht nur zur Diagnosestellung eingesetzt werden, sondern dient auch schon der Verbesserung des Gesamtzustandes der Betroffenen. Die Patienten können bereits von einem veränderten Ernährungsverhalten mit Symptomfreiheit profitieren. Die Bestimmung des Methylhistamingehalts im Urin ist kritisch zu hinterfragen, da die Werte für Methylhistamin nicht nur vom Histamingehalt, sondern auch generell vom Proteinanteil der Nahrung abhängen und auch dann ansteigen, wenn eine eiweißreiche, aber histaminarme Kost zugeführt wird. Eine Abschätzung der Verträglichkeit von histaminhaltigen Nahrungsmitteln aufgrund der Höhe ihres Histamingehaltes ist nicht sinnvoll, da diese stark schwanken und Zweifel daran bestehen, dass Histamin der (alleinige) auslösende Faktor ist.
(Quelle: Allergologie, Jahrgang 44, Nr. 10/2021, S. 761-772 Leitlinie zum Vorgehen bei Verdacht auf Unverträglichkeit gegenüber oral aufgenommenem Histamin)